Die ÖVP-Wien hat sich den Unmut vieler zugezogen, als sie Ende letzter Woche ein Posting des österreichischen Schriftstellers, Robert Menasse gelöscht hat.
Stein des Anstoßes war ein Wahlkampf-Video der ÖVP Wien auf deren Facebook-Seite. Der Spitzenkandidat für die Landtags- und Gemeinderatswahl, Gernot Blümel, will darin „Wien wieder nach vorne bringen“. Dies rief den Schriftsteller und Essayisten Robert Menasse auf den Plan. Er machte seinem Ärger in einem Posting Luft und hielt dabei die Errungenschaften – etwa den sozialen Wohnbau, den Ausbau der U-Bahn oder die Donauinsel – des roten Wien hoch. Das alles hätte es „mit Christdemokratischer bzw ÖVP-Regierung nicht gegeben“ schreibt Menasse und schließt mit der Empfehlung „zu schweigen“ in Blümels Richtung.
Die ÖVP-Wien löschte das unliebsame Posting unkommentiert, allerdings zu spät: Ein Screenshot des Textes wurde bereits durch die Sozialen Medien geschickt.
In der Pressestunde am Sonntag war Gernot Blümel um eine Erklärung bemüht: Das Posting habe gegen die Netiquette der Seite verstoßen. Man wolle auf den digitalen Foren „NS-Gedankengut keinen Raum bieten“, bei Signalwörtern wie Hitler oder bei NS-Anspielungen würden Postings demnach rigoros gelöscht. Für diese Aussagen erntete der Finanzminister wiederum heftige Kritik in den Sozialen Medien.
Facebook-Screenshot des Kommentars:
Robert Menasse ist Schriftsteller und politischer Essayist. Der studierte Politikwissenschafter und Philosoph ist Sohn des Fußballers Hans Menasse, der 1938 im Alter von acht Jahren im Rahmen einer britischen Rettungsaktion für jüdische Kinder mit einem Kindertransport vor den Nazis nach England flüchtete.
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